Schlagwort-Archive: Friedhöfe

Fragen unter Friedhofsbäumen

Auf dem Friedhof Alt-Schöneberg erheben sich die pompösen Mausoleen der Millionenbauern von Schöneberg: Landwirte, die es mit der Bodenspekulation zu Beginn des 20, Jahrhunderts in Berlin zu Reichtum brachten und diesen über ihren Tod hinaus selbstbewusst demonstrieren.

In diesen Tagen wird der Besucher des Friedhofs jedoch Zeuge einer viel größeren Macht, die die Grabkapellen buchstäblich in ihren Schatten stellt.

Die Fotos inspirieren mich zur Lektüre eines alten Blogeintrags von 2014. Er zitiert Rainer Maria Rilke, der Wahres über die Notwendigkeit von Geduld, Reifen und Entwicklung offenbart:

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

RMR

Habt Geduld mit dem Ungelösten!
Habt die Fragen selber lieb!
Lebt die Fragen!

Spirituelle Wahrheiten für eine Zeit, in der keiner die Antwort weiß.

Aber dafür muss man leise sein.

Psst! All ihr meinungsstarken Durcheinanderschreier, ihr Lockdown-Verteufler und ihr Untergangspropheten.

Still. Hört ihr? Die Mauersegler sind zurück!

Pindo

Auf dem alten Sankt-Matthäus Kirchhof Berlin

Der Alte Sankt-Matthäus-Kirchhof auf der Schöneberger Insel ist einer meiner liebsten Friedhöfe in Berlin. Kürzlich waren wir wieder einmal mit unseren Kindern dort, um den Brüdern Grimm einen Besuch abzustatten und all die faszinierenden Grabsteine aus zwei Jahrhunderten zu bewundern. Besonders beeindruckend und anrührend fanden unsere Töchter den Garten der Sternenkinder, ein Feld von Kindergräbern. Eine gute halbe Stunde gingen sie von Grab zu Grab, ließen die kurzen Lebenszeiten auf sich wirken, berührten Spielzeug, nahmen Murmeln in die Hand, begriffen so neugierig ein wenig von der Endlichkeit des Lebens.

Pindo

Meditatives Sehen: Eine Formel für Schönheit

Ein Ausflug nach Beelitz – Entdeckung auf dem Friedhof des Dorfes Schönefeld: Schönheit = (Eisen + Holz+ Wasser) *Zeit

Pindo