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Spirit Cove

Heute vor zwei Jahren starb mein Bruder in Sydney. Das Leben sorgte dafür, dass ich mit meiner Familie bei ihm sein durfte. Danke!

In meiner Trauer hilft mir die einfache, tiefe Weisheit von Thich Nhat Hanh:

Wir haben Angst vor dem Tod, 
wir haben Angst vor der Trennung,
wir haben Angst vor dem Nichts.
Wenn wir aber tief schauen,
erkennen wir den unaufhörlichen Wandel der Dinge
und verlieren allmählich unsere Angst.
Thich Nhat Hanh

Rest in peace, dear bro. You definitely know to choose places.

Pindo

Wanderung im Sydney Harbour

Lange war es still in meinem Blog. Die Erfahrungen in Sydney sind manchmal zu intensiv, als dass sie in Worte passen. Vielleicht gelingt der Neubeginn über Bilder.

Faszinierend ist in Australien das direkte Nebeneinander von europäisch anmutender Zivilisation und ursprünglicher Wildnis. Im Sydney Harbour, direkt neben dem Großstadtgebrodel, begebe ich mich auf eine 10 Kilometer lange Wanderung immer am Wasser entlang, durch den Sydney Harbour National Park nach Manly.

Mir bieten sich vielfache Kontraste. Ein toter Baum streckt mir seine Fratze entgegen. Daneben entwickeln überall Farne als Sinnbild entstehenden Lebens.

Pindo

 

 

A newbie in Sydney

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Anfänger nennen die Australier newbies. Ich bin ein newbie hier in so vielen Dingen. Ich sehe und höre um mich und staune, und ich sehe und lausche in mich hinein und staune noch mehr über meine heftigen Reaktionen, zum Beispiel über den Ärger, wenn ich 50 Minuten auf einen Bus warte und ich empört den ach so schrecklichen Nahverkehr hier mit unserer paradiesischen (?) Berliner BVG und den S-Bahnen vergleiche oder wenn ich an einem Randstein stolpere, weil die Bürgersteige hier so ganz anders sind, als ich es gewohnt bin und sich ein Fluch Bahn bricht. Oder wenn ich ein Auto fahre und immer wieder aufs Neue den Scheibenwischer bediene anstatt den Blinker…

Dann stehe ich neben mir, betrachte meine Emotionen, wie sie sich zunächst immer weiter hoch schaukeln, bis plötzlich ein amüsiertes Lächeln die Oberhand gewinnt, wenn mir klar wird, wie schwer ich mich doch dabei tue, meine gewohnten Bahnen zu verlassen. Selbst eine hoch zivilierte Stadt wie Sydney wird da zur großen, exotischen Herausforderung.

In der Achtsamkeit spricht man vom „Anfängergeist“. Sie ist eine der grundlegenden Haltungen, die es zu üben gilt. In den Kursen von Fokus Achtsamkeit lehren wir, dass es darum geht, das ganze Leben, jede einzelne Situation, als Lerngelegenheit wahr- und anzunehmen. Seit 10 Wochen kann ich mich nicht über den Mangel an Lerngelegenheiten beklagen. Das Leben bietet sich mir so prall, dass ich einfach überwältigt bin, abends todmüde, nachts dafür oft hellwach. Ich verbringe so viel Zeit damit, einfach nur wahrzunehmen, zu sehen, hören und fühlen, dass bisher kaum Zeit bleibt, es zu reflektieren. Deshalb auch die Schreibpause in den vergangenen Wochen.

Und dennoch: Trotz aller Unsicherheit und all der heftigen Reaktionen… Ich fühle, dass ich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dafür bin ich dankbar.

Pindo

 

Pindo Down Under

Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Seit etwa zwei Wochen lebe ich mit meiner Familie in Sydney, seit dem 18. Juli arbeite ich als Englischlehrer an der Cleveland Street Intensive High School im Stadtzentrum der australischen Metropole.

Ein Lehreraustausch hat mich hierher gebracht. Die ersten Planungen dafür begannen im Dezember 2014. Ein australischer Lehrer, Freund von Freunden, kam damals auf mich zu und erzählte mir von dem Programm, das vom Bildungsministerium in New South Wales angeboten wird. Es ermöglicht australischen Lehrkräften, mit Kollegen in Europa oder Amerika „das Leben zu tauschen“. Ich war gleich neugierig.

Ein erstes Skype zeigte dann, das unsere Familien sich gut vorstellen konnten, für eine Zeit das Quartier der jeweils anderen zu beziehen. Es folgten monatelange Anstrengungen, die Schulverwaltung in Berlin davon zu überzeugen, dass ein solcher Austausch sinnvoll sein könnte. Oft war ich entmutigt, aber im November 2015 kam tatsächlich die Zusage.

Die folgenden Monate gehören zum Anstrengendsten, was ich bisher erlebt habe. Mitten in einem auf Hochtouren laufenden Leben ergaben sich die folgenden Herausforderungen:

  1. Den  Ausstieg einer vierköpfigen Familie für ein Jahr zu planen: Flüge, Visa, Krankenversicherung, Schule für die Kinder, …
  2. Die eigene Wohnung in einen Zustand versetzen, der es einer anderen Familie ermöglicht, sich in ihr für ein Jahr wohl zu fühlen. Gefühlt 5 Tonnen Sachen haben wir in den vergangenen Monaten losgelassen.
  3. Die weiter laufenden Verpflichtungen in der Endphase des Schuljahres zu erfüllen, inklusive Leistungskursen im Abitur, Verabschiedung einer 10. Klasse als Klassenlehrer, Organisation und Betreuung einer Studienfahrt nach Spanien 2 Wochen vor unserem Abflug…
  4. Anschließend nicht – wie in den vergangenen Jahren – sehr sehr müde in Richtung Spanien aufzubrechen, um mich dort in langen 5 Wochen zu erholen, sondern stattdessen
  5. mit Sack und Pack ins winterliche Sydney (ja, es ist nachts kalt hier!) über zu siedeln und
  6. fünf Tage später an meiner neuen Schule meine neue Arbeitsstelle anzutreten.

1-5 sind abgehakt. Zu 6 bald mehr.

Pindo