Achtsames Zuhören im Englischunterricht

Ein Achtsamkeitstraining wie Mind the Music schult drei Dinge zugleich:

  • Konzentrationsfähigkeit, als Fähigkeit, in einem bestimmten Moment ein Handeln bzw. einen Gegenstand zu fokussieren, alles andere in den Hintergrund zu rücken und den Geist immer wieder aufs Neue auf den gewählten Gegenstand zurück zu lenken;
  • Klarheit der Wahrnehmung dessen, was gerade im Fokus steht und
  • Gelassenheit als geistige Grundhaltung sowie Entspannung als ihre körperlich wahrnehmbare Entsprechung.

(Mehr hierzu in Shinzen Youngs Grundlagenwerk Five Ways to Know Yourself, S. 9ff. Der folgende Link führt zur deutschen Übersetzung.)

Kürzlich konnte ich im Englischunterricht wieder einmal feststellen, wie kraftvoll sich ein solches Training auf das Leistungsvermögen von Schülerinnen und Schülern auswirkt:

Wir sprachen im Leistungskurs Englisch über die Folgen der digitalen Revolution für die Massenmedien und hörten in diesem Zusammenhang ein Radiointerview mit einem Experten für neue Medien. Die Tonqualität war schlecht und der Gesprächsinhalt anspruchsvoll. Nach kurzer Zeit gab ein Teil des Kurses auf und fing an, sich untereinander leise zu unterhalten. Die Folge war, dass nun auch die übrigen Kursteilnehmer/innen wenig Chancen hatten, etwas zu verstehen. Ich ärgerte mich zwar zunächst, reagierte dann aber verständnisvoll, da es angesichts der Tonqualität selbst für mich eine Herausforderung war, den Text zu verstehen.

In der nächsten Stunde bat mich ein Schüler des Kurses, der auch an meiner Mind the Music-AG teilnimmt, um eine Entspannungsübung. Er war müde und hatte Bedürfnis nach einem Moment des Durchatmens. Ich stimmte zu und leitete eine Übung zur Atembeobachtung ein. Nachdem ich feststellte, dass die Schüler alle bei der Sache waren, bekam ich spontan Lust auf ein Experiment:

Ich schlug den Kursteilnehmern, die alle mit geschlossenen Augen ruhig vor sich hin atmeten, nun vor, den Fokus nun von der Atmung auf ihr Gehör zu verlagern. Nach einiger Zeit kündigte ich an, dass ich ihnen direkt im Anschluss an die Übung nochmals das Radiointerview vorspielen würde. Ich bat sie, die Augen geschlossen zu halten und in ihrer Haltung der entspannten Konzentration zu verweilen. Für den Fall, dass die schlechte Tonqualität oder der schwierige Inhalt sie stressen sollte, schlug ich ihnen vor, für einen Moment wieder ihren Atem zu fokussieren und sich über das Ausatmen zu entspannen. Alle Schüler verharrten in ihrer Haltung, ich schritt zur Tafel, startete die Aufnahme und blieb dabei selbst im „Achtsamkeitsmodus“.

Die folgende Erfahrung war spektakulär: Ich stand entspannt im Raum, blickte mit einem Glücksgefühl auf 20 achtsam zuhörende Schülerinnen und Schüler, ließ gleichzeitig die Sprache über das Gehör in meinen Geist einfließen  – und verstand nun jedes einzelne Wort! Nach der Übung stellte ich dann in einem kurzen Gespräch fest, dass es nun auch für den Kurs viel leichter gewesen war, dem Interview zu folgen.

Pindo

2 Gedanken zu „Achtsames Zuhören im Englischunterricht

  1. Pingback: Achtsamer Flow im Spanischunterricht | Achtsam in Berlin

  2. Pingback: Ein achtsames Jahr später – Zwischenfazit | Achtsam in Berlin

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