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Achtsam und kreativ – ein Schulprojekt

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Projekttage am Friedrich-Ebert-Gymnasium Berlin. Seit Jahren mache ich an dieser Schule Angebote zur Achtsamkeit – für Schülerinnen und Schüler sowie auch für Kolleginnen und Kollegen.

In diesem Jahr habe ich mir etwas Neues überlegt.Die Idee war, Meditation mit Handeln zu verbinden, ein Produkt aus einem achtsamen Geist heraus zu erstellen. Daraus wurde das Projekt „Achtsam und kreativ“.

Wir sind am ersten Tag auf das Südgelände Berlin gegangen, einen alten Rangierbahnhof, der sich nach dem Krieg in eine Wildnis verwandelt hat und vor einigen Jahren als Naturpark wach geküsst wurde.

Dort haben wir den Vormittag verbracht. Wir sind langsam über das Gelände gegangen, haben uns an verschiedenen Orten niedergelassen und ich habe in verschiedene Meditationstechniken eingeführt. Der Fokus lag vor allem im Außen, außen sehen und außen hören. Dazu Körperwahrnehmung und achtsames Atmen.

Heute, am zweiten Tag, haben wir uns dann in der Schule gesprochen, weiter mineinander praktiziert. Schließlich begann eine Phase intensiver Einzelarbeit, in der wir gemeinsam die unten stehende Webseite erstellt haben. Alle Beiträge, mit einigen wenigen Ausnahmen, die ich beigesteuert habe, sind von meinen Schülerinnen und Schülern. Am Projekt haben Jugendliche aller an der Schule vertretenen Klassen – von der 7. bis zum 2. Semester der Oberstufe – teilgenommen.

Die Ergebnisse sind beeindruckend.

Pindo

Achtsamkeit in den Worten Jugendlicher

Vergangene Woche habe ich in einer 9. Klasse an meiner Schule ein 6-wöchiges Achtsamkeitstraining abgeschlossen.

Im abschließenden anonymen Feedback tauchten die folgenden Sätze auf.

Achtsamkeit hilft mir, mein Leben intensiver und leichter zu leben.

In der Schule benutze ich die Übung oft, wenn ich im Unterricht sitze und ich von links und rechts angesprochen werde und mich nicht darauf konzentrieren kann, was vorne passiert. Dann achte ich kurz auf meine Atmung und setze den Fokus dann auf die Stimme des Lehrers.

Du lernst in dich selbst zu gehen und dir zu zu hören. Du nimmst vieles anders wahr, wenn du achtsam bist.

Ich benutze die Übungen, wenn ich mit jemandem streite und mich dann in seine Lage versetzen will.

Es ist eine perfekte Sache, um deinem Leben einen entspannteren Alltag zu verpassen.

Für mich ist das ein Moment, mich zu beruhigen und die Welt wahrzunehmen, weil mein Leben so schnell geht und ich diese Zeit brauche, eine Pause zu machen und alles zu genießen.

Wenn man achtsam ist, hört man auf seinen Körper und findet sich selbst.

Wenn meine Mutter in mein Zimmer kommt und ruft, dass ich irgendeine Aufgabe bewältigen soll, obwohl ich gerade selber beschäftigt bin, kann mich das sehr provozieren. Nun beruhige ich mich, indem ich auf meinen Atem achte oder dem Schlagen meines eigenen Herzens zuhöre…

Ich finde es toll, die Möglichkeit zu haben, durch die Achtsamkeit intensiver zu leben und mit mehr Freude und Gelassenheit an Dinge ranzugehen.

Mir hat die Einheit sehr gut gefallen und Spaß gemacht, und meine Sicht auf bestimmte Dinge hat sich positiv verändert.

Hör in dich hinein.
Fasse den Gedanken.
Sieh das Positive.
Sei achtsam.
Es war toll.

Danke. Das Training hat auch mir große Freude bereitet.

Pindo

Blick eines Schülers auf den Schweinehund

Einer meiner Schüler berichtete kürzlich in der Mind the Music – AG von  seinem achtsamen Umgang mit dem inneren Schweinehund. Ich war so beeindruckt, dass ich ihn bat, seine Gedanken zu verschriftlichen. Hier ist das Resultat:

Für mich war es früher immer sehr schwer meinen inneren „Schweinehund“ zu überwinden. Ich will damit nicht sagen, dass ich nur faul rumgelegen habe, aber ich habe z.B. meine Pflichten immer sehr unmotiviert und schlecht gelaunt erledigt. So ging mir das manchmal sogar bei Hobbies, obwohl mir die ja eigentlich Spaß machen müssten.

Als Sie uns dann Achtsamkeit gezeigt haben, war ich erstmal ganz normal interessiert und habe  geguckt, ob das wirklich was für mich ist. Anfangs ging ich noch gar nicht davon aus. Nach den ersten positiven Erfahrungen kam ich in die AG, das war dann auch für mich die schwerste Zeit, da der Kritiker in mir immer wieder aufhören wollte. Irgendwann hatte ich dann eine richtig intensive Erfahrung und da habe ich gemerkt, dass ich danach viel klarer denken konnte und viel fokussierter war. Das half mir dann auch, meinen „Schweinehund“ zu überwinden: Ich habe ihn einfach immer wieder angeguckt, so, wie Sie uns das beigebracht haben und ich habe geguckt, ob da noch andere Gefühle sind.

So ähnlich mache ich das jetzt immer, wenn ich den Fokus verliere oder wenn ich schlecht gelaunt bin. Jetzt fällt mir das auch schon viel leichter als früher, und ich kann spontan aufkommende Gefühle, wie Wut und Ärger besser unter Kontrolle bringen. Früher war mir das nie gelungen, wenn ein Wutausbruch etwas heftiger wurde. Für diese Sachen benutze ich Achtsamkeit heute eigentlich immer und ich habe dadurch eine ganz neue Lebensqualität erlangt.

M.H.